HIV

HIV ist die bekannteste sexuell übertragbare Infektion. Sie ist nicht heilbar, aber heute gut behandelbar. Trotzdem bleibt wichtig, sich mit geeigneten Verhütungsmethoden vor einer Infektion zu schützen. Wer wechselnde Sexualpartner*innen hat, sollte sich zudem regelmässig testen lassen.

Was ist der Unterschied zwischen HIV und Aids? Wie sage ich es meinem*r Partner*in? Wann muss ich zum Arzt? Wie schlimm ist ein gerissenes Kondom? Mein*e Freund*in hat HIV – was soll ich tun?

Leben mit HIV

Das HI-Virus (Human Immunodeficiency Virus, HIV = menschliches Immunschwäche-Virus) ist ein Krankheitserreger, der das Immunsystem des menschlichen Körpers angreift und zunehmend schwächt. Die Infektion ist nicht heilbar, sie ist aber heute gut behandelbar. Die Lebenserwartung von Menschen, die sich nach der HIV-Infektion rasch in Behandlung begeben, ist heute vergleichbar mit Personen ohne HIV.

Undetectable: Schutz durch Therapie

Menschen mit HIV unter erfolgreicher HIV-Therapie geben das HI-Virus beim Sex nicht weiter, auch nicht ohne Kondom oder Prä-Expositions-Prophylaxe (PrEP). Eine erfolgreiche HIV-Therapie schützt wie ein Kondom oder PrEP. Lesen Sie hier mehr dazu. 

HIV ist nicht das Gleiche wie Aids

Wer HIV-positiv ist, hat deshalb noch nicht Aids. So wird erst das letzte Stadium der Krankheit genannt. Das Immunsystem ist zu diesem Zeitpunkt so stark geschwächt, dass der Körper Keime und Krankheitserreger nur noch schlecht abwehren kann. Die Lebenserwartung der Betroffenen liegt in diesem Stadium bei wenigen Monaten bis noch mehrere Jahre. Eine erfolgreiche HIV-Behandlung verhindert nicht nur, dass es zu einer Aids-Erkrankung kommt, sondern führt auch dazu, dass Menschen mit HIV nicht mehr ansteckend sind.

Gerissenes Kondom: Vielleicht braucht’s eine PEP

Wer durch ungeschützten Sex dem Risiko einer HIV-Infektion ausgesetzt war, kann die Wahrscheinlichkeit einer Ansteckung durch eine sogenannte Post-Expositions-Prophylaxe (PEP) stark minimieren. Die PEP-Behandlung sollte so rasch wie möglich erfolgen, am besten innerhalb der ersten wenigen Stunden, jedoch spätestens nach 48. Je schneller mit PEP begonnen wird, desto grösser ist die Wirksamkeit. Eine PEP-Behandlung besteht aus einer Medikamenteneinnahme während vier Wochen. So wird das HI-Virus daran gehindert, sich im Körper zu verbreiten.

So wird HIV übertragen

HIV ist – verglichen mit anderen sexuell übertragbaren Infektionen – schwer übertragbar. Am häufigsten wird HIV beim ungeschützten Anal- und Vaginalverkehr übertragen, auch ohne Samenerguss. Beim Oralverkehr besteht hingegen praktisch kein Risiko, sich mit HIV anzustecken. Selbst wenn Blut oder Sperma in den Mund gelangen, ist das Übertragungsrisiko äusserst gering. Weltweit sind nur einzelne Fälle dokumentiert, in denen es zu einer HIV-Infektion durch Oralverkehr kam.

Zudem besteht die Gefahr eine Ansteckung beim Teilen von Spritzen beim intravenösen Drogenkonsum. Ansonsten sind Ansteckungen beim Kontakt mit Blut praktisch ausgeschlossen, da die unverletzte Haut vor einer Übertragung schützt. Unverletzt bedeutet, dass die Haut keine offensichtlichen, groben Verletzungen aufweist (z. B. eine frische Schnittverletzung). Kleinere Schürfungen, eingerissene Nagelhäutchen oder bereits verheilte Wunden stellen keine Gefahr für eine HIV-Ansteckung dar.

Im Alltag besteht kein Ansteckungsrisiko

Durch Küssen, Umarmen, gegenseitige Befriedigung mit den Händen sowie den Kontakt mit HIV-positiven Menschen im Alltag besteht keinerlei Risiko, sich mit HIV anzustecken.

Lesen Sie hier mehr dazu.

Wann braucht es einen HIV-Test?

HIV sollte nach ungeschütztem Geschlechtsverkehr sowie zu Beginn einer neuen, festen Beziehung zur gegenseitigen Absicherung getestet werden.

Wie wird getestet?

Der Untersuch auf HIV geschieht über eine Blutprobe. Bedingung für ein zuverlässiges Resultat des Tests ist, dass der Zeitpunkt einer möglichen Infektion mindestens 6 Wochen zurückliegt. Das Ergebnis liegt beim HIV-Schnelltest bereits nach 30 Minuten vor.

Mögliche Symptome

Nach einer Ansteckung kann es in den ersten 2 bis 3 Wochen zu einer grippeähnlichen Erkrankung kommen, dem sogenannten Primoinfekt. Besteht ein ernsthafter Verdacht auf eine Infektion mit dem HI-Virus, sollten Sie die Symptome ernst nehmen und sich testen lassen. Einersteits sind Menschen mit einer Infektion in dieser frühen Phase sehr ansteckend, andererseits ist ein frühzeitiger Start mit einer Therapie wichtig für deren Wirkung. Wird der Primoinfekt nicht wahrgenommen, so verläuft eine HIV-Infektion häufig viele Monate oder Jahre ohne jegliche Anzeichen. Nach einer Hochrisikosituation ist es wichtig, sich so schnell wie möglich einer PEP-Behandlung zu unterziehen.

Wie schützen Sie sich?

Kondome beim Anal- und Vaginalverkehr ist ein sicherer Schutz vor einer HIV-Ansteckung, solange es nicht abrutscht oder kaputt geht. Für Vaginalverkehr gilt das gleiche für das Femidom. Bei HIV-positiven Personen, die in erfolgreicher Behandlung sind, ist die Viruslast so tief, dass sie überhaupt nicht mehr ansteckend sind. Dies wird durch regelmässige ärztliche Kontrollen überprüft.

Wenn Sie Drogen konsumieren, besteht für Sie das Risiko einer Ansteckung von Infektionen wie HIV oder Hepatitis. Teilen Sie sich etwa die Spritzen beim Heroinkonsum, kommen Sie unweigerlich mit dem Blut von anderen in Kontakt. Damit besteht das Risiko einer Ansteckung mit dem HI- sowie den Hepatitis B oder C-Viren. Verwenden Sie deshalb immer Ihr eigenes Spritzbesteck.

Was ist PrEP?

Präexpositionsprophylaxe (PrEP) ist eine HIV-Prävention mit Medikamenten. Wer PrEP nach ärztlicher Empfehlung einnimmt, ist vor HIV geschützt. Gerne beantworten wir Ihre Fragen rund um PrEP. Bitte beachten Sie, dass dies keine ärztliche Sprechstunde ist, keine Tests (Blutentnahmen, Abstriche) ausgeführt und keine Rezepte ausgestellt werden.

Beratung vor Ort buchen Telefonberatung buchen

In einer festen Partnerschaft kann auf das Kondom verzichtet werden, wenn beide Personen ihren HIV-Status kennen und sich – z. B. in einer offenen Beziehung – bei anderen sexuellen Kontakten konsequent mit dem Kondom oder durch die Einnahme einer Präexpositionsprophylaxe (PrEP) schützen. Bei wechselnden Partner*innen ist es trotz Schutz wichtig, sich regelmässig testen zu lassen.

Leben mit HIV

Sie wissen seit kurzem oder schon lange von Ihrer HIV-Infektion? Sie haben Fragen oder möchten in einem vertraulichen Rahmen über Ihre Situation sprechen?

S&X berät und unterstützt Sie bei allen Fragen und Anliegen rund um das Leben mit HIV, zum Beispiel bei:

  • Persönlichen Fragen zur Lebensgestaltung
  • Persönlichen Krisen, Zukunftsängste
  • Fragen zu Risiko und Schutz
  • Fragen zu Partnerschaft und Beziehung
  • Rechtsfragen
  • Fragen zu Arbeit und Sozialversicherungen
  • Fragen zu finanzieller Hilfe in wirtschaftlichen Notsituationen

Bei Bedarf vermitteln wir weitere Fachpersonen wie HIV-Spezialist*innen, Psychotherapeut*innen, Jurist*innen oder Sozialarbeitende. Unsere Beratungen stehen auch Angehörigen (Familienmitgliedern, Partner*innen) von Menschen mit HIV offen.

Interessiert? Melden Sie sich hier für eine Beratung an.

So wird HIV behandelt

Zur Behandlung einer HIV-Infektion gibt es heute zahlreiche Medikamente. Wird eine Infektion festgestellt, so finden Sie zusammen mit der ärztlichen Fachperson die für Sie richtige Therapie. In der Folge braucht es eine hohe Therapietreue, das heisst, die Medikamente müssen konsequent und gemäss der ärztlichen Verordnung eingenommen werden. Dies ist der Schlüssel zum Erfolg, damit die Virenvermehrung in den Zellen des Immunsystems gestoppt werden kann. Die Infektion mit HIV ist eine chronische Erkrankung, welche ohne medikamentöse Behandlung tödlich verlaufen kann.

HIV und das Recht: Zwischen Privatsphäre und Verantwortung

Wenn Sie HIV-positiv sind, so ist das Ihre Privatsache. Gemäss Arbeitsrecht müssen Sie beispielsweise Ihre*n Vorgesetzte*n nicht darüber informieren. Falls Ihre Arbeitsfähigkeit eingeschränkt ist, müssen Sie dies Ihrer*m (zukünftigen) Arbeitgeber*in zwar melden, den Grund für die Einschränkung müssen Sie aber nicht explizit nennen. Es ist sogar erlaubt, eine explizite Frage des*r Vorgesetzten mit Nein zu beantworten. Offenlegen sollten Sie Ihren HIV-Status nur beim Neuabschluss einer Kranken- oder Lebensversicherung, sowie gegenüber Ihrem*r Hausarzt*ärztin. Zahnarzt*ärztin, Physiotherapeut*in oder anderes medizinisches Personal, das nichts mit der Behandlung der Infektion zu tun hat, müssen nicht informiert werden.

Auch Ihre Sexualpartner*innen müssen Sie nicht über Ihre HIV-Infektion informieren – so lange Sie die Safer-Sex-Regeln beachten oder unter wirksamer Therapie stehen. Anders ist es, wenn das Kondom reisst und Sie nicht medikamentös behandelt werden. In diesem Fall machen Sie sich strafbar, wenn Sie Ihre*n Partner*in nicht informieren. Er*Sie soll sich beim Abrutschen / Reissen eines Kondoms oder bei ungeschütztem vaginalen oder analen Verkehr umgehend einer PEP-Behandlung unterziehen.

Wenn Sie sich als Mensch mit HIV gegenüber einer Person outen, ist das eine geschützte Information. Es braucht Vertrauen, sich einer Person mitzuteilen. Es kann helfen, wenn Sie sich für ein solches Gespräch eine Drittperson vom Fach dazu holen, die Sie unterstützt und fachliche Fragen klären kann. S&X bietet solche Gesprächsbegleitungen an. Ihr Gegenüber darf ohne Ihr Einverständnis niemandem davon erzählen, sonst drohen rechtliche Konsequenzen. Darüber informieren Sie die Person am besten im gleichen Gespräch, denn vielen ist dies nicht bewusst.