Wechseljahre & Sexualität im Alter

Um die Wechseljahre ranken sich Mythen aller Art: Frauen hätten Stimmungsschwankungen, weniger Lust auf Sex oder dauernd Schweissausbrüche. Wir schaffen Ordnung unter Gerüchten und Fakten.

Hört meine Periode auf einen Schlag auf? Wird der Sex schlechter in den Wechseljahren? Woran erkenne ich, dass die Menopause anfängt?

Mysterium Wechseljahre: das sind die Fakten

In den Wechseljahren erreicht die Frau das Ende ihrer fruchtbaren Phase. Sie kann nicht mehr schwanger werden und sich deshalb nicht mehr fortpflanzen. Das ist anders als beim männlichen Körper, dessen Spermien theoretisch bis ans Lebensende fruchtbar sein können. Ausgelöst wird diese Veränderung durch einen Wechsel des Hormonspiegels. Der Körper produziert immer weniger Östrogen und Progesteron, die den weiblichen Zyklus steuern. Gleichzeitig werden die Eisprünge und dementsprechend die Monatsblutungen seltener.

Die Wechseljahre, im Fachjargon Klimakterium genannt, sind eine relativ lange Zeitspanne, von der ersten veränderten Monatsblutung bis weit über die letzte hinaus. Die Veränderung des Hormonspiegels dauert über die letzte Blutung hinaus und es kann eine ganze Weile dauern, bis sich der Körper in der neuen Situation eingefunden hat. Wie lange die Wechseljahre letztlich gespürt werden, ist von Frau zu Frau sehr individuell. In der Regel dauert diese Phase rund 10 Jahre.

Als Menopause wird die allerletzte Monatsblutung bezeichnet. Wann die Menopause eintritt, ist wiederum von Frau zu Frau sehr individuell, meistens ist der Zeitpunkt zwischen 45 und 55 Jahren.

In den Wechseljahren kann frau sich anders fühlen, muss aber nicht. Auch hier gibt es keine allgemein gültige Aussage. Rund ein Drittel der Frauen spürt die Wechseljahre kaum. Ein weiteres Drittel hat nur wenige und leichte Beschwerden.

Was heisst Menopause?

Die Wechseljahre äussern sich auf verschiedene Weise – und manchmal auch gar nicht. Wichtig ist, die Zeichen zu erkennen und ernst zu nehmen.

Gängige Symptome, die auftreten können:

  • trockene Haut
  • Haarausfall
  • leichte Gewichtszunahme
  • Fettablagerung in der Bauchgegend: Bauchfett produziert auch Östrogen. Durch dessen vermehrte Ansammlung kompensiert der Körper die reduzierte Hormonproduktion der Eierstöcke.
  • Schlafstörungen
  • Hitzewallungen und Schweissausbrüche.

Wechseljahre stehen einem erfüllten Sexleben nicht im Weg

In der Gesellschaft besteht die Auffassung, dass Frauen in den Wechseljahren die Lust am Sex verlieren. Das ist wissenschaftlich nicht bewiesen und daher ein Mythos! Frauen können die Wechseljahre sexuell auch als sehr befreiend empfinden, weil die Gefahr einer Schwangerschaft nicht mehr besteht.

Die Wechseljahre sind in der Gesellschaft negativer behaftet, als nötig

Es ist keineswegs zwingend, dass es einer Frau in dieser Zeit weniger gut geht als zuvor. Falls grobe Beschwerden auftreten, gibt es Hausmittel, Ernährungstipps oder Medikamente, um die Symptome zu lindern.

Es gibt körperliche Faktoren, die in den Wechseljahren auftreten können und das Sexleben beeinflussen. Zum Beispiel zeigt sich Hauttrockenheit auch in der Scheide, sodass Frauen weniger natürliche Feuchte haben. Diese lässt sich mit lokalen Salben und Gleitmittel aber gut unterstützen. Die grundsätzliche Lust am Sex ist oft auch von äusseren Faktoren bestimmt und damit von gesellschaftlichen Normen beeinflusst.

Sexualität wird in unserer Gesellschaft häufig mit objektiver Schönheit und Jugend in Verbindung gebracht. Die Konsequenz ist, dass ältere Menschen als weniger schön und damit sexuell weniger anziehend empfunden werden können. Das Selbstwertgefühl hat wiederum in vielen Fällen einen Einfluss auf die sexuelle Lust. Sprich: Wer sich selbst nicht mehr anziehend findet, hat tendenziell auch weniger Lust auf Sex.

Deshalb: Pflegen Sie die Freundschaft mit Ihrem eigenen Körper und Ihrer Sexualität auf ihre ganz persönliche Art und Weise. Eine positive Einstellung hat eine starke Ausstrahlung, sie kann Ihnen selbst und gegebenenfalls einem Gegenüber viel Freude bereiten.

Verhütung und Safer Sex sind auch nach der Menopause wichtig

Während der Wechseljahre kann theoretisch noch eine Schwangerschaft entstehen. Es ist ein Prozess und die Eisprünge werden unregelmässig seltener. Falls Sie nicht mehr schwanger werden möchten, sollten Sie deshalb bis mindestens ein Jahr nach Ihrer letzten Regelblutung weiterhin verhüten.

Egal in welcher Lebensphase, schützen Sie sich beim Sex mit neuen oder wechselnden Partner*innen vor sexuell übertragbaren Infektionen (STI)!

Sex im Alter

Sex im Alter ist nicht grundlegend anders als Sex während einer anderen Lebensphase. Jede Person hat eine Biografie ihrer Sexualität, die sie in den letzten Lebensabschnitt weiternimmt, und die weiterhin persönlich formbar ist. Das Thema war jedoch lange tabuisiert und betagten Menschen wurde die Sexualität weitgehend abgesprochen. In Altersheimen gibt es zum Teil weiterhin nicht genügend Privatsphäre, um Sexualität zu leben.

Der Akt ist der gleiche wie bei jüngeren Menschen und die Möglichkeiten sind theoretisch dieselben. Dabei ist entscheidend, was unter Sexualität verstanden wird. Jede Form von körperlicher Nähe und Zärtlichkeit kann als Sexualität empfunden und gelebt werden.

Haben Sie Fragen zu den Wechseljahren oder Sex im Alter? Gerne klären wir Ihre Anliegen in einer Beratung.